Bei pferdegestützen Maßnahmen erklären wir potenziellen Auftraggebern immer wieder, wie sensibel die Pferde auf menschliche Handlungen reagieren. Wir wissen nicht vollständig, durch welche Sinne im Besonderen die Pferde eine scheinbar übernatürliche Wahrnehmungsgenauigkeit zeigen, wahrscheinlich ist es ein Zusammenspiel aller Eindrücke.
Vor kurzem hatte ich selbst wieder so ein Schlüsselerlebnis, und obwohl es dabei ums Reiten geht, möchte ich es doch der geneigten Leserschaft nicht vorenthalten:
Drei Wochen nach einer Athroskopie an meinem Knie und einem mühevollen Genesungsprozess, während dessen ich meine Stute Chexy höchstens durch Streicheleinheiten und fallweise Bodenübungen bespaßt hatte, wollte ich endlich wieder reiten. Nach dem Aufsitzen über eine Aufstiegshilfe gingen wir zuerst im Schritt und nach einigen Runden auch im Trab auf dem Reit-Viereck. Sie gehorchte auf die zartesten Kommandos und blieb mit ihrer Aufmerksamkeit stets bei mir (was bei dieser Stute nicht immer der Fall ist!). Nachdem die Schmerzen im Knie aushaltbar waren und Chexy – als reinblütiges Quarter Horse – gerne und überaus energiegeladen galoppiert und mir das schon mit ihrem Ohrenspiel signalisiert hatte, ließ ich sie angaloppieren. Und hier erlebte ich ein Wunder. Statt loszupreschen bewegte sie sich so weich, dass ich das Gefühl hatte, in einem Schaukelstuhl zu sitzen, und somit die Belastung an meinem Knie minimal war. Nach einigen Runden wurde ich etwas übermütig und leitete einen „fliegenden Galoppwechsel“ ein, der unweigerlich durch einen kraftvollen Wechselsprung von Chexy und einem „Lastwechsel“ in meinen Beinen zu einem schmerzhaften Impuls an meinem Knie führte. Ein Schmerzenslaut von mir und Chexy blieb abrupt stehen, ein Auge und beide Ohren zu mir gedreht, quasi „Was ist los?“.
Nach einer Schrittrunde stieg ich ab und überließ das weitere Reiten meiner Frau Renate, die ihrer Begeisterung über den weichen Galopp unseres Pferdes schon lauthals Ausdruck verliehen hatte.
Kaum saß sie allerdings im Sattel und gab die Zügel frei, schoss unser Pferd in der gewohnten Manier dahin. Das bedeutet, dass so ein normaler Reitplatz recht kurz erscheint und sich die Kurven sehr eng anfühlen. Mit Renate im Sattel war wieder der Reitalltag eingekehrt, sie war ja auch gesund und munter 😉
Ob Quarter Horse Chexy durch Beobachtung meines humpelnden Ganges, durch meine etwas gepresste Atmung oder meinen Herzschlag die Veränderung wahrgenommen hat – ich weiß es nicht. Erlebbar war, dass sie durch ihre Wahrnehmung meine Verletzlichkeit gespürt, und für mich gesorgt hat – sehr berührend!
Wer ähnlich emotionale Momente in einem pferdegestützten Coaching erleben möchte ruft mich einfach an. Allerdings bleiben wir dabei immer am Boden!
Verschenken kann man solche Erlebnisse auch: